Im September hat das Bundesverkehrsministerium eine neue Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe vorgelegt. Die Betreiber der historischen Schiffe zeigten sich entsetzt und bangen seitdem um ihre Zulassungen. Gestern wurde nun ein überarbeiteter Entwurf vorgelegt, der die Traditions-Skipper aufatmen lässt.

In vielen Küstenorten sind historische Schiffe ein Anziehungspunkt für Touristen. Allein Niedersachsen verfügt über 17 solcher schwimmender Denkmäler. Vielleicht nicht mehr lange. Denn die neue Sicherheitsverordnung aus dem Verkehrsministerium stellt eine massive Bedrohung für den Weiterbetrieb der Traditionsschiffe dar. Bereits ab 2017 sollten die strengeren Sicherheitsbestimmungen in Kraft treten und so die bauliche Beschaffenheit der Schiffe, den Brandschutz sowie die Ausrüstung und Qualifikation der Crew neu regeln. Doch Schiffsbetreiber halten die Verordnungen für absurd. Beispielweise werde eine einheitliche Ankergröße bei allen Schiffen oder die Unterfütterung von Holztreppen mit Stahl gefordert. Auch die Anforderungen an die Crews stellen ein echtes Hindernis dar, sind die Crews doch meist ehrenamtlich tätig. Derart strenge Auflagen würden das Aus für einen Großteil der Traditionsschiffe bedeuten.

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Das Traditionsschiff „Seute Deern“. Foto: Garitzko via Wikimedia Commons

Kaum verwunderlich, dass der Widerstand gegen die neue Verordnung groß ist. Auch seitens der Politik. Der niedersächsische Landtag schickte eine einstimmige Protestnote an das Verkehrsministerium, Abgeordnete aus allen Parteien stellten sich auf die Seite der Traditionsfreunde. Die Gemeinsame Kommission für Historische Wasserfahrzeuge (GSWH) weist auch auf die Tragweite der Entscheidung hin: „Die Zukunft der Traditionsschiffe unter deutscher Flagge ist gefährdet und schon bald wäre das maritime Kulturerbe um einen gesellschaftlich relevanten Faktor ärmer. Für unsere Häfen sind die Traditionsschiffe zudem touristisch und wirtschaftlich von Bedeutung. Die Zahl der teilnehmenden Schiffe an großen Hafenfesten (z.B. Hamburger Hafengeburtstag, Kieler Woche, Hanse Sail Rostock, Sail Bremerhaven) würde drastisch sinken.

Gestern teilte nun das Büro der Bundestagsabgeordneten Dr. Birgit Malecha-Nissen mit, dass  dem Verkehrsausschuss des Bundestages bereits eine  Neufassung des Entwurfs vorliegt. In der Pressemitteilung heißt es: „Bereits im Oktober habe ich gemeinsam mit Vertretern des Dachverbandes GSHW sowie Vertretern von betroffenen Traditionsschiffen über den Entwurf und deren Auswirkungen diskutiert. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Forderungen beim Ministerium gehört werden und habe bei beiden Berichtererstattergesprächen gezielt kritische Aspekte herausgestellt, die nun mit eingearbeitet wurden. Ebenso ist es erfreulich, dass das Ministerium im Änderungsentwurf die Stellungnahme der Länder berücksichtigt hat. In der Stellungnahme von Schleswig-Holstein – feder-führend für die norddeutschen Bundesländer – werden in der Sicherheitsverordnung zum Teil echte Verbesserungen, aber auch Verschärfungen gesehen.“

Die neue Richtlinie soll im Frühjahr in Kraft treten. Bis dahin wird sicherlich weiterhin um jede einzelne Verordnung gestritten werden.